Algerien: Auf dem Weg zu einer zweiten Unabhängigkeit?

W3 - Werkstatt für internationale Kultur und Politik
Vortrag in Kooperation mit der Grupppe Blauer Montag und der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg
Montag, 06. April 2020, 19 Uhr, W3_Saal**
Mit Saïd Belguidoum – Soziologe und Professor an der Université d’Aix (Marseille)

Seit dem 22. Februar 2019 ist Algerien in eine neue Phase seiner Geschichte eingetreten. Die friedliche und entschlossene Mobilisierung der Bevölkerung gegen das seit der Unabhängigkeit von 1962 bestehende Regime kündet von einer Revolution, verkörpert in der sozialen Bewegung Hirak.

Das Land erwirtschaftet seinen Reichtum im Wesentlichen durch seine Erdölressourcen (35% des BSPs, 75% des Steuereinnahmen und 97% seiner ausländischen Einnahmen). Dieses System basiert auf einem neopatrimonialen Staat und auf einer Rentier-Ökonomie, die hauptsächlich einer mächtigen Oligarchie dient, die mit verschiedenen multinationalen Unternehmen weltweit verbunden ist. Diese geschäftstüchtige Bourgeoisie, entstanden im Windschatten des Staatsapparates, ist nur verlässlich in ihren Verbindungen zum Weltmarkt. Sie hält sich an der Macht dank ihrer Kontrolle des Militärs und eines auf Illusionen basierenden Sozialpaktes der Umverteilung, der heute an seine Grenzen stößt.

Welche neuen Perspektiven eröffnet Hirak? Inwieweit verweist Hirak auf eine sich verändernde Zivilgesellschaft und kündet von einem neuen Algerien? Vielleicht einer zweiten Unabhängigkeit?

Saïd Belguidoum ist Soziologe, Professor an der Université d’Aix-Marseille. Er unterrichtet an der Fakultät für urbane Steuerung am IUT von Aix-en-Provence. Aktuell verantwortet er die Koordination des Pôle de la Recherche Urbaine en Algérie (PRUA), ein transversales und pluridisziplinäres Netzwerk von Forscher*innen, die zu Fragen der Stadtentwicklung arbeiten und das mehrere Forschungsprogramme leitet.

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