Ernährungssouveränität als feministische Praxis

Mit: Domi Just (W3_), Amy Geisler (W3_)

Derzeit leidet jeder 11. Mensch weltweit unter chronischem Hunger. Gleichzeitig landet mehr als ein Drittel aller global produzierten Lebensmittel in der Mülltonne. Während also viele Menschen hungern, leben andere im Überfluss. Zwar ist heute rein rechnerisch genug Nahrung für alle Menschen weltweit vorhanden. Doch die globale Ernährungskrise wird von Entwicklungen wie der Klimakrise, ökologischen Katastrophen, der Corona-Pandemie oder kriegerischen Auseinandersetzungen noch weiter befeuert.

Vor diesem Hintergrund ist Ernährungssicherheit eines der zentralen Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Das Konzept der Ernährungssicherheit setzt dabei vorrangig auf das ausreichende Vorhandensein von Nahrung. Eine erhöhte Produktion an Lebensmitteln allein kann jedoch die Problematik unzulänglicher Verteilungsmechanismen nicht ausgleichen. Noch gravierender ist, dass die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen Lebensmittel produziert und konsumiert werden, gar nicht oder nicht ausreichend thematisiert werden. Kleinbäuerliche Bewegungen aus dem globalen Süden stellen der Ernährungssicherheit daher den Ansatz der Ernährungssouveränität gegenüber.

Frauen und weiblich sozialisierte Personen nehmen bei Fragen rund um Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität eine zentrale Rolle ein: sie sind weltweit zu 90% für die Herstellung, Zubereitung und den Kauf von Lebensmitteln verantwortlich. Sie verrichten weltweit den größten Anteil der kleinbäuerlichen Feldarbeit, verwalten und tauschen Saatgut, verfügen über lebenswichtiges Wissen und leisten den Großteil der alltäglichen Reproduktionsarbeit für ihre Familien und lokalen Gemeinschaften. Gleichzeitig besitzen weniger als ein Fünftel der Frauen selbst Land und sie sind überproportional häufig von Hunger betroffen. Im Rahmen der Denkwerkstatt wollen wir uns daher gemeinsam und in Kleingruppen mit folgenden Fragen beschäftigen:

Welche ökologischen und sozialen Probleme werden durch die weltweite neoliberale Agrarpolitik verschärft? Was verstehen wir unter Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität? Welche Rolle spielt Gender in der Produktion und Verteilung von Nahrungsmitteln? Welche feministischen Konzepte und Praktiken können einen Beitrag zu mehr Ernährungssouveränität leisten?

Die Veranstaltung ist Teil des W3_Projekts VerCAREte Verhältnisse

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