Hamburger Veranstaltung im Rahmen der bundesweiten AbL-Aktionswoche vor der Bundestagswahl
Jeder Hof zählt! Bauernhof vor Immobilienmakler
Auf dem Futtertisch im Kuhstall der Bauernfamilie Jaacks in Hamburg Rissen fand heute die Diskussionsveranstaltung zum Thema „Bauernhof vor Immobilienmakler“ statt. Auf Heuballen sitzend, diskutierten die Teilnehmerinnen mit dem betroffenen Landwirt und Expertinnen über die Zukunft des Bauernhofs und die Verantwortung der Politik in Hamburg und bundesweit.
Hauke Jaacks, betroffener Landwirt, sagt:
„Wir wollten die Hofstelle mit unserem wirtschaftlich gut aufgestellten Milchviehbetrieb kaufen, aber der Zuschlag ging vor zwei Jahren an einen außerlandwirtschaftlichen Investor. Gegen diese Genehmigung der Hamburger Behörde haben meine Familie und ich Anfang letzten Jahres Klage eingelegt. Wenn es bei dieser Entscheidung bleibt und die Hamburger Politik sich nicht für uns einsetzt, dann werden wir diesen Bauernhof aufgeben müssen und unsere landwirtschaftliche Existenz wäre damit vernichtet. Wir sind einer der letzten zehn Milchhöfe in Hamburg – vor knapp 20 Jahren waren es noch doppelt so viele. W ir wollen bleiben und wir werden uns für unsere Rechte einsetzen. Aber für uns ist auch wichtig, dass die Bodenpolitik reformiert wird.“
Familie Jaacks wird im Kampf um ihren Bauernhof von landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisationen unterstützt.
Eine Organisation ist Slow Food Hamburg, die Yvonne Aßmann leitet. Sie ergänzt:
„Das ist ein klarer Fall von Landgrabbing. Die Milcherzeugung soll nach jetzigem Kenntnisstand einem Pferdehof weichen, den ein Immobilienmakler betreiben will. Der Bauernhof der Familie Jaacks ist einer der wenigen noch existenten Vollerwerbsbetriebe. Hamburg ist von einem dramatischen Höfesterben betroffen. Wir sehen die Politik in der Pflicht, Bauernhöfe zu erhalten, um ihren eigenen Ansprüchen zu genügen, die unabhängige Lebensmittelversorgung der Stadt in Zukunft sicherzustellen.“
Berit Thomsen, Geschäftsführung der AbL in Hamburg/Schleswig-Holstein, sagt:
„Der Hof der Familie Jaacks ist für mehr als ein Zehntel der Hamburger Milchversorgung verantwortlich. Die Tiere stehen auf der Weide, was das Tierwohl fördert und Grünland ist ein wertvoller CO2-Speicher. Außerdem generiert ein Kuhfladen bis zu 300 Gramm Insektenmasse. Wir erwarten vom Hamburger Senat und insbesondere auch vom zuständigen grünen Umweltsenator Kerstan, umgehend alles daran zu setzen, dass der Hof erhalten bleibt. Um das H öfesterben und den Ausverkauf an außerlandwirtschaftliche Investoren zu stoppen, brauchen wir außerdem eine Bodenmarktreform in Hamburg . Die Anzeigepflicht bei Pachtverträgen und die Genehmigung bei Landkäufen sind rechtssicher und transparent umzusetzen. Bei Umgehung muss sanktioniert werden.“
Claudia Schievelbein ist Mitglied im AbL-Bundesvorstand und führt weiter aus:
„Heute beginnt die AbL-Aktionswoche ,Jeder Hof zählt!‘, mit der wir die vielen Bauernhöfe in Deutschland sichtbar machen und in deren Rahmen wir unser Forderungspapier zur Bundestagswahl veröffentlichen. Hamburg ist kein Einzelfall – viele Höfe deutschlandweit sind von Sorgen und Existenzängsten geplant. Wir brauchen eine vielfältige Agrarstruktur, um die Landwirtschaft mit Klimaschutz, Artenvielfalt und Tierwohl weiterzuentwickeln. Wir werden unsere 12 Kernforderungen zur Bundestagswahl in die Koalitionsverhandlungen einbringen. Eine neue Bundesregierung wird von Bäuerinnen und Bauern daran gemessen, ob sie klare Rahmenbedingungen für einen agrarpolitischen Politikwechsel setzt.“
Kontakt für die Presse:
Hauke Jaacks
Betroffener Landwirt
Mobil: 0151-15782244
Yvonne Aßmann (musste kurzfristig krankheitsbedingt absagen, ist telefonisch erreichbar)
Slow Food Hamburg
Mobil: 0176-83339085
Berit Thomsen
Geschäftsführung AbL Hamburg/Schleswig-Holstein
Mobil: 0157-85075279
Claudia Schievelbein
AbL-Bundesvorstand
Mobil: 0173-5685283
An die Bildredaktionen:
Pressebilder zur freien Verwendung finden Sie am 3.9. ab ca. 14 Uhr unter diesem Link.
Hintergrundinformationen:
Die bundesweite Aktionswoche „Jeder Hof zählt!“ der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) findet vom 03. bis 10.09.2021 statt. Fast 60 Aktionen und Veranstaltungen werden bundesweit in den kommenden Tagen durchgeführt. Im Mittelpunkt der regionalen Diskussionen steht das agrarpolitische Forderungspapier „12 Kernforderungen der AbL zur Bundestagswahl 2021 “. Am 10. September endet die Aktionswoche mit einem Finale mit Treckergespann und Forderungsübergabe an Parteizentralen in Berlin.
Eine Übersicht aller Aktionen und Veranstaltungen der Aktionswoche finden Sie unter diesem Link und unter www.abl-ev.de/aktionswoche/.
Den Pressefahrplan zur Aktionswoche finden Sie unter diesem Link.
Die Forderungen der AbL zur Bundestagswahl finden Sie unter diesem Link.