Rückblick auf das Online-Seminar „Auf der Suche nach Worten – diskriminierungssensible Sprache in der Text- und Öffentlichkeitsarbeit“ am 19.06.2020
Liebe Teilnehmer*innen (und Interessierte an diesem Thema), nun ist es gut fünf Monate, einen ganzen Sommer und eine lange Coronazeit her, dass wir uns im Onlineseminar „Auf der Suche nach Worten“ über diskriminierungssensible Sprache ausgetauscht haben.
Mich haben keine Nachfragen von einzelnen Teilnehmerinnen im Nachgang erreicht, dennoch möchte ich aus zwei Gründen noch einmal das Seminar in Erinnerung rufen.
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Bin ich in der letzten Woche auf einen Podcast vom Deutschladfunk gestoßen (Der Tag), in dem eine wunderbare Diskussion um das Ringen auf der Suche nach Worten zu hören war. Den möchte ich Euch gerne empfehlen: https://www.deutschlandfunk.de/der-tag-gendern-im-radio-muss-das-sein.3415.de.html?dram:article_id=487289 und würde mich freuen wenn Ihr ähnliche Fundsachen auch mit mir teilen mögt.
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Außerdem möchte ich Euch auf das letzte Methoden-Seminar in diesem Jahr hinweisen: Gemeinsame Sache machen – ein digitaler Praxisworkshop in zwei Modulen: Gemeinsames Sache machen– ein digitaler Praxisworkshop in zwei Modulen
Hier geht es um die Frage, wie wir in diesen besonderen Zeiten engagierte Mitmachende für unsere Initiativen und Vereine halten und gewinnen können. Wenn Euch das Angebot interessiert oder Ihr es an weitere Interessierte weiterleiten mögt, freuen wir uns sehr.
Und zu guter Letzt, möchte ich noch einmal die offenen Fragen aus dem Seminar aufgreifen – wenn Euch (und weiteren Interessierten an diesem Thema) darüber hinaus noch etwas in den Sinn gekommen ist, freue ich mich auf Antworten per Mail oder als direkte Antworten auf „diesen Diskussions-Beitrag“ auf unserer Plattform.
Folgendes habe ich festgehalten:
- Es wurde der Wunsch geäußert, dass unser Referent Chadi Bahouth die Fragen aus dem Spiegelinterview (am Anfang seiner Powerpoint-Präsentation) im Nachhinein noch einmal teilt. Leider existiert noch keine eigenständige Zusammenfassung – sobald es soweit ist, leite ich diese Info an Euch weiter.
Das ist der Link zum Spiegel-Interview: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-79572303.html
- Darüber hinaus wurde im Seminar der Wunsch geäußert, neben dem Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen als Formulierungshilfe (https://glossar.neuemedienmacher.de), eine Übersicht zu gängigen/häufigen Formen von Diskriminierungen zur Orientierung und Analyse von Texten nutzen zu können.
Dazu gab es einen super Tipp aus dem Teilnehmerinnenkreis. Die Amadeu Antonio Stiftung hat zu Diskriminierungsformen eine Reihe von Themenflyern zu »Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« entwickelt, die bestellt oder als Pdf heruntergeladen werden können.
Unter dem Motto:
»Diskriminierung, Abwertung und Missachtung – Erkennen. Benennen. Verändern!« werden
• Diskriminierung, Abwertung und Missachtung (Einführung)
• Altersdiskriminierung
• Antisemitismus
• Antimuslimischer Rassismus
• Abwertung von Menschen mit Behinderung
• Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft
• Feindschaft gegenüber geflüchteten Menschen
• Feindschaft gegen Obdachlose
• Homo- und Trans*-feindlichkeit
• Lookismus
• Rassismus
• Rassismus gegen Sinti und Roma
• Sexismus
benannt, Hilfestellungen zum Erkennen gegeben und mit Hinweisen für einen Umgang und/oder eine verändernde Auseinandersetzung angeboten.
Ich finde die Reihe ist wirklich eine gute und hilfreiche Zusammenstellung. Ihr findet sie hier: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/themenflyer-zu-gruppenbezogener-menschenfeindlichkeit/
Über diese Reihe hinaus, stellt die Stiftung weitere Publikationen und Projekte vor, die ich ebenfalls sehr interessant finde. Wie z.B. dieses Plädoyer und eine Handreichung zum Wiedererlernen und Verbreiten der Debattenkultur – generell und besonders im digitalen Raum: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/debatte-online/
Aber seht selbst – ich finde das Angebot gut und hilfreich.
Meine Frage an alle Teilnemherinnen (und alle weiteren Interessierten):
Kennt Ihr weitere Quellen und Materialien oder gute Beispiele, die Orientierung und Arbeitshilfe sein können?
Die Internetseite »https://www.360-fonds.de/« wurde im Seminar von den Teilnehmerinnen genannt – möchtet Ihr weitere Beispiele ergänzen?
Ich würde gern eine (kleine oder große) Sammlung aus Tipps und Beispielen zusammenstellen, die wir auch öffentlich über unsere Diskussionsplattform teilen und künftig weiter ergänzen können.
Was ist für Euch bisher die hilfreichste Quelle zu diesem Thema?
Mir fällt z.B. noch das Buch „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay (https://www.deutschlandfunk.de/kuebra-guemuesay-sprache-und-sein.1310.de.html?dram:article_id=468682) ein, die sehr schön und anschaulich beschreibt, wie mächtig und gestaltbar unsere Sprache und das gegenseitige Beschreiben unsere Umwelt ist.
Was vielleicht nicht unmittelbar mit der „Suche nach Worten“ sondern mehr mit der „Suche nach einem gemeinsamen Umgang“ in der Welt handelt, aber ebenfalls sehr klare und gute Ansätze für die eigene Auseinandersetzung bietet, ist die Arbeit von Michael Tomasello. Ihn beschäftigt grundsätzlich die Frage warum der Mensch ein so kooperatives Wesen geworden ist und räumt dabei auch der Sprache eine entscheidende Rolle zu. Der kleine Band „Warum wir kooperieren“ (von 2010) hat mich sehr begeistert und seitdem freue ich mich immer wieder über Artikel, Interviews und Neuerscheinungen von Tomasello und seinem Team.
Ein Beitrag von 2015: Sprache als Motor der Entwicklung https://www.deutschlandfunk.de/kognitionsforschung-sprache-als-motor-der-entwicklung.1148.de.html?dram:article_id=323594
Und gerade als Taschenbuch erschienen: Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens https://www.deutschlandfunkkultur.de/michael-tomasello-mensch-werden-eine-theorie-der-ontogenese.950.de.html?dram:article_id=479497
- Als dritten Punkt habe ich notiert, dass die Idee eines gegenseitigen und »institutionsübergreifenden Gegenlesens« von eigenen Texten auf Interesse gestoßen ist.
Meine Frage dazu:
Besteht ein Interesse an einem gemeinsamen »Gegenlese-Kreis«? Wenn sich wenigstens drei Menschen finden, können wir gern darüber sprechen, wie das am besten eingerichtet werden kann. Ich freu mich über Rückmeldungen dazu.
Soweit von meiner Seite – ich freue mich auf Rückmeldungen/Antworten, weitere Fragen und weitere Begegnungen mit Euch, vielleicht schon im Dezember bei unserem letzten Methoden-Workshop in diesem Jahr: „Gemeinsame Sache machen“ am 4.+15.12.?
Herzliche Grüße und einen sonnigen Herbst, Fabian (Netzwerkkoordinator – Schwerpunkt Onlinekommunikation bei hamburg.global)